29 September 2011

Was bisher geschah ...

Ich möchte jetzt gar nicht großartig davon reden, dass das hier mein erster Eintrag auf meinem Blog ist und blahblah ... ;)
Vielmehr möchte ich am liebsten gleich mal loswerden, was ich schon seit Tagen schwarz auf weiß vor mir haben will.

Dennoch erst einmal ganz kurz zu meiner Person. Ich bin weiblich, 20 Jahre alt, 173cm groß und habe zu meinen schwersten Zeiten 75.5kg auf die Waage gebracht. Das war Mitte Januar 2011. Anfang September waren es sagenhafte 62.9kg ...

Aber drehen wir die Zeit mal um 9 Jahre zurück ...

Ich wurde seit der späten Unterstufe als "dick/fett/mollig/moppelig/etc." bezeichnet, und wenn man so etwas lange und oft genug gehört hat, glaubt man irgendwann selber daran. Damals war ich natürlich weder dick noch sonst etwas; ich war vielleicht etwas kräftiger als die anderen Mädchen, aber ich kam ja auch schon als das "schwerste Baby des Krankenhauses" auf die Welt, wie meine Mutter mir heute noch oft stolz erzählt :)

Leider ist ja gerade diese Zeit der Pubertät, in der vor allem Jungs ziemlich gehässig sein können, ziemlich prägend, und so kam es, dass ich mit einem recht negativen Körperbild von mir aufgewachsen bin. Dennoch habe ich damals nie größere Gedanken an eine Gewichtsabnahme verschwendet.
Ich habe zwar immer mehr gewogen als meine Freundinnen, aber ich war auch immer um einiges größer (und hatte Brüste, um die man mich beneidet hat ;D).
Damals war ich mir also durchaus darüber bewusst, dass ich schwerer und kräftiger bin, aber gestört hätte mich das vermutlich nicht - wenn da nicht die "beste Freundin" gewesen wäre.

Diese "beste Freundin", nennen wir sie X, hatte eigentlich nur ein Hobby:
Sich an die Jungs ranzumachen, die ich mochte. In 99% der Fälle war sie dabei auch noch erfolgreich. Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, war sie um einiges schlanker als ich. Was ist dann wohl eine logische Schlussfolgerung, wenn man sich eh schon mit Selbstzweifeln herumschlägt?
"Oh, er bevorzugt sie, weil sie schlanker ist/hübscher ist/sich teurere Klamotten leisten kann."
Klasse, tolle Voraussetzungen also, um sich das letzte bisschen Selbstbewusstsein auch noch kaputt zu machen.
X hatte natürlich bei Streitereien auch keine besseren Argumente als: "Die mögen mich halt lieber, weil ich besser aussehe und cooler bin."
Ihr seht schon, eine tolle und liebenswerte Person ...
Das hat übrigens angefangen, als ich ungefähr 13 war. Ihr Verhalten hat sich aber ungefähr bis zu unserem 17. Lebensjahr nicht geändert (und da dann auch nur, weil sie plötzlich eine ernstere Beziehung hatte ...).

Mit 16 hatte ich dann meinen ersten richtigen Freund. Damals habe ich mich sogar getraut, nackt vor ihm in einem Zimmer herumzulaufen, was ich heute mit 20 nicht mehr mache …
Ich war, trotz meiner Erfahrungen mit X, ein ziemlicher Sonnenschein und hab mit permanent guter Laune und einer großen Klappe darüber hinweggetäuscht, dass ich eigentlich so ziemlich gar kein Selbstwertgefühl habe.
Mein damaliger Freund jedoch hat mich, auch wenn das jetzt vielleicht übertrieben klingt, so geliebt und akzeptiert wie ich bin, und hat mir das Gefühl gegeben, dass ich perfekt bin. Genau das, was mir zuvor also gefehlt hatte und was ich auch echt gut gebrauchen konnte.
Diese Beziehung hielt ein paar Monate, endete dann jedoch von meiner Seite.
Danach kamen einige Männer, die ich toll fand und die mich umgekehrt nicht so toll fanden. Wann immer ich also zurückgewiesen wurde, sagte ich mir "Das liegt an deinem Gewicht."
Eigentlich ein ziemlich bescheuerter Gedanke, aber ich glaube, viele andere Mädels denken da ähnlich ...

Irgendwie war ich dennoch nie wirklich Single, irgendein Trostpflaster (ja, ich sollte mich vermutlich schämen), fand sich immer. Diese Trostpflaster haben nur leider nie dazu beigetragen, mein Selbstwertgefühl zu heben ...
Mit 17 hatte ich dann meinen nächsten, richtigen Freund, den ich auch wirklich ganz große klasse fand und der mir, wie schon mein erster Freund, das Gefühl gab, zumindest für ihn perfekt zu sein. Zu dieser Zeit ging ich etwa 3 mal die Woche ins Fitnessstudio und war sogar in der Lage, eine Jeansgröße 31 zu tragen (... mit Müh und Not.)
An meiner Ernährung, die während meiner Zeit im Gymnasium immer ziemlich scheiße war, habe ich damals nichts geändert. Auch sonst interessierte ich mich, abgesehen von meinen 30-Minütigen Zirkelsessions, so gut wie nicht für Sport und der jährliche Cooper-Test war zum damaligen Zeitpunkt vermutlich der Höhepunkt meiner sportlichen Karriere.
Alles hätte dennoch prima so weiterlaufen können, wenn mich dieser Freund nicht betrogen hätte. Und dürft ihr drei Mal raten:
Genau. Es war ein hübsches, durchtrainiertes Mädchen mit Modelmaßen. Bravo mein Lieber - der saß!

Langsam aber sicher steigerte ich mich immer mehr in den Gedanken hinein, dass man, wenn man nicht dünn ist, vermutlich keine Aussichten auf eine dauerhafte Beziehung mit einem tollen Kerl hat.

Das führte dazu, dass ich mich immer nur noch minderwertiger fühlte, obwohl ich wirklich total normalgewichtig war; So schlimm konnte es dann aber auch nicht gewesen sein, denn sonst hätte ich wohl damals mehr unternommen, um abzunehmen. Aber mir reichten meine 3 Tage Fitnessstudio wohl aus, um mein Gewissen zu beruhigen. Wer soooo viel Sport macht, kann ja auch essen, was er möchte … (Achtung, Ironie!)

Nach drei Monaten war diese Mitgliedschaft dann zu Ende und das Thema Fitness erstmal abgehakt.
Darauf folgte eine der besten Zeiten meines Lebens. Jung, single, ständig auf Achse.
(Ich klinge wie die Miss gerade, aber es war so ;) ...) Mein Gewicht spielte damals keine so große Rolle mehr, irgendwie gelang es mir, es trotz viel Feierei und nächtlichem Essen zu halten.

Im November 2009 begann ich dann meine nächste feste Beziehung. Ich war da wohl eine typische Klischeefrau und gewöhnte mir die ungesunden Essgewohnheiten meines Freundes an, der im Gegensatz zu mir mit einem göttlichen Stoffwechsel gesegnet war. So verbrachte ich meine Abende also mit Nachos und McDonalds vor dem Fernseher ... Und wenn ich sie nicht vor dem Fernseher verbrachte, dann betrank ich mich mit meinen Freunden und unternahm nächtliche Ausflüge zu Fast-Food-Schuppen ...

Ende des Jahres bekam ich von meiner Mutter zu Weihnachten einen 3-Monate-Gutschein für ein Luxusstudio und schaffte es, 3 mal die Woche hinzugehen. Mein Trainer riet mir auch, etwas an meiner Ernährung zu drehen (zu viele Kohlenhydrate, dazu weiter unten mehr ...), was ich jedoch nicht beherzigte. Trotz meiner beschissenen Ernährung wog ich zum damaligen Zeitpunkt 68kg.

Ich fühlte mich wohl; war zwar nicht merklich schlanker, aber dennoch deutlich fitter und straffer. Ich aß, was ich wollte, ohne mir größere Gedanken darum zu machen. Natürlich schaufelte ich mir nicht tütenweise Chips oder Schokolade rein, aber ich hatte schon so 5 Mahlzeiten am Tag und abends beim Fernseher gucken meine Naschereien. Übrigens ernährte ich mich in der Schule am liebsten von Käsebroten/Käseseelen/Käsewecken mit viel Butter und viel Käse ;) Dazu gern Kaba ... Und mittags nach der Schule gab es noch gute Kost von Mama. Abends natürlich das geliebte Vesperbrot. Nicht zu vergessen die Wochenenden mit viel Alkohol, Döner, Chips und Anti-Katerfutter ... Absolut beschissen also, dennoch wog ich nie mehr als 70kg, meist sogar immer noch 68kg. Und ehrlich, auch wenn das bescheuert klingt: Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nie Männermangel, denn ich fühlte mich einigermaßen wohl und strahlte das vermutlich auch aus. Hätte mich kein Typ mit dem Arsch angeschaut, hätte ich meinen Lebensstil wahrscheinlich auch früher überdacht.

Dann kam das Abitur, und mit dem Abitur endete meine Mitgliedschaft im Studio und die Lernerei begann.
Mit der Lernerei endete jedoch auch ein großer Teil meiner sozialen „Tätigkeiten“ und so kam es, dass ich meine Tage nicht mehr auf der Piste, sondern auf meinem Bürostuhl verbrachte. Als Ausgleich zum Lernen fing die Snackerei an. Ich hatte, auf Anraten meines ehemaligen Trainers, jegliche Zwischenmahlzeiten eingestellt. Ich war nie ein großer Fan von Süßigkeiten gewesen, meistens reichten mir 1-2 Rippchen Schokolade. So aß ich auch damals kaum Süßes, dafür aber umso mehr Käsebrote. Und das machte sich natürlich bemerkbar, immerhin waren die ja zusätzlich zu meinen normalen Mahlzeiten ... Langeweile- und Lernessen also, absolut tödlich.

Meine Beziehung endete ein paar Monate nach dem Abitur, wieder von meiner Seite. Damals war mir das aber ziemlich egal.
Hey, ich war 19, fühlte mich zum ersten Mal seit der Pubertät riiichtig gut, und verbrachte meine Wochenenden wieder betrunken und in bester Gesellschaft in unseren Stammkneipen - und Discos.

Im Sommer 2010 wurde ich in unserer Zeitung auf ein Fitnessstudio für Frauen aufmerksam, das einen Probemonat Studio anbot und meldete mich dort an.
Da ich nach dem Abi nicht mehr arbeiten ging, hatte ich viel Zeit und fuhr jeden Tag fleißig in mein Studio. Gewichtsmäßig tat sich nicht viel, ich hielt einfach meine 68kg. Heute frag ich mich, was mich damals so motiviert hat? Immerhin musste ich jeden Tag 20 Minuten mit dem Auto in die Stadt fahren, nur um dann - wenn es ein „Cardiotag“ war - 30 Minuten auf Crosstrainer zu verbringen ...
Wie auch immer, an meiner Wochenendroutine änderte sich nicht viel. Essen, trinken, feiern, tanzen. Alles toll, alles spitze. Vermutlich hätte ich von dem vielen Training sogar abgenommen, wenn ich meinen restlichen Lebensstil angepasst hätte …

Dann endete der Probemonat und ich nahm mir vor, weiter sportlich zu sein. Im September sollte mein FSJ beginnen und dafür wollte ich abnehmen. Dann jedoch kam eine Reihe von Parties, bei denen es VIEL gratis Essen gab (Leberkäse, Pizzaschnecken, Kuchen, ...) und VIEL gratis Alkohol. Die guten Vorsätze mussten also erstmal warten.
In einer Woche nahm ich sage und schreibe 4kg zu und wog plötzlich 72kg. Okay, also JETZT war ernsthaft abnehmen angesagt. Zumindest theoretisch.

Mein Motto damals:
"Morgen fängst du an, also kannst du heut nochmal richtig essen."
Wenn ich das so schreibe und darüber nachdenke, wie bescheuert ich war, schäme ich mich. Ich habe dann jeden Tag gegessen als wäre es mein Letzter, denn ich hatte ja den Vorsatz, dass es am nächsten anders sein würde. Wurde es nur nie.
Dann, ein paar Wochen vor dem Beginn meines FSJs, schaffte ich es tatsächlich, meine Ernährung etwas umzustellen und mich zu regelmäßigen Läufen im Wald zu motivieren. Das ganze hielt eine Woche an, in der ich 2kg abnahm.

„70kg sind passabel, bist ja ein großes Mädchen“, dachte ich mir. Zurück zu den alten Gewohnheiten, Gewicht blieb gleich, Sport fiel weg.
Zu diesem Zeitpunkt ernährte ich mich ganz okay, ungefähr so, wie meine Trainer es mir immer geraten hatten: Morgens Haferflocken mit Obst, mittags Mischkost, abends Eiweiß. Damit fuhr ich gut und so machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber, ob ich sonst noch etwas ändern sollte.

Dann fing mein FSJ an und das war vermutlich der Anfang vom Ende. Ich frühstückte morgens daheim und dann 2h später noch einmal, wenn wir die erste Pause hatten. Vorzugsweise Butterbrötchen mit Schinken/Käse oder Laugenstangen. Dann mittags die Vollkost aus der Kantine und dann nach der Frühschicht Mamas Kost. Und Abends Vesperbrot. Ganz. toll.
Dazu Unmengen von Schokoladenkeksen, die auf Arbeit immer im Cafézimmer standen. Früher war mir Süßes wirklich egal gewesen, aber da meine Arbeit durchaus seelisch belastend war, wurde die Schokolade irgendwie zur Nervennahrung. Tja, die einen rauchten, ich aß (und trank Kaba ...).
Außerdem redete ich mir ein, dass ich es mir ja leisten könnte, so viel zu essen. Immerhin war ich 8h täglich auf den Beinen.

Nach 2 Monaten zeigte die Waage alarmierende 74kg an. Irgendwie schaffte ich es aber, darüber hinwegzusehen und lebte munter weiter, mit meinen 5 Mahlzeiten, den Eskapaden am Wochenende und Schokokeksen. Ich fühlte mich zwar mies wegen meinem Gewicht, war aber auch nicht gewillt, etwas dagegen zu unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich auch übrigens wieder in einer Beziehung. In Beziehungen verkomme ich irgendwie immer zu einer seehr bequemen und verfressenen Person. Kennt ihr das?

Wie auch immer, das Jahr 2010 ging zuende und ich startete mit stolzen 7kg mehr in den Januar. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich etwas halbherzig, dass sich etwas ändern muss, und so reduzierte ich 5 Mahlzeiten auf 3, aß nicht mehr ganz so viele Kekse und bestellte mir nur noch die Leichte Vollkost bei der Arbeit.
Im Januar begann dann auch wieder der Kontakt zu einer alten Internetbekanntschaft von mir. Sie hatte schon vor längerem beschlossen, abzunehmen und war dabei auch ziemlich erfolgreich gewesen. So kam es, dass wir uns in stundenlangen ICQ-Sessions darüber austauschten und ich beschloss, etwas an meiner Ernährung und meiner Einstellung zum Sport („Sport ist Mord“ , vermutlich …? ) zu ändern …

An dieser Stelle beende ich diesen ersten Eintrag. Hat den überhaupt irgendwer ganz durchgelesen ;)? Vermutlich nicht ... aber mir ist gerade aufgefallen, dass es wirklich mal gut tut, alles aufzuschreiben. Deswegen werde ich, sobald ich wieder etwas mehr Zeit habe, meinen nächsten Eintrag schreiben. Da wird es dann wohl um meine Gewichtsabnahme im letzten halben Jahr gehen und vor allem um die Hochs- und Tiefs, die damit verbunden waren.
Und im dritten Eintrag? Vielleicht ja darum, wie ich es schaffte, meine Mühen innerhalb von 3 Wochen zunichte zu machen ... Das Drama dürften meine Twitterfollower ja kennen ;)
Der vierte widmet sich dann wohl meinen Gegenmaßnahmen ... :D

Übrigens würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir einen Kommentar dalasst, ob euch diese ganze Hintergrundgeschichte überhaupt interessiert oder ob ich mir die Mühe hätte sparen können ;)

Und natürlich würde ich gern wissen, ob ihr euch selber auch so mit eurem Gewicht beschäftigt und/oder ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt wie ich?

Zum Abschluss wünsche ich euch einen schönen Tag - und entschuldigt bitte meinen Schreibstil und die Fehler in der Zeichensetzung ;) Das liegt mir einfach nicht ...

Kritik ist natürlich gern gesehen :)