03 Oktober 2011

Wie es dann weiterging ...

So, jetzt folgt also die Fortsetzung meines Romans :) Diesmal werde ich versuchen, mich etwas kürzer und weniger dramatisch zu fassen ...

Im Januar wog ich bei einer Größe von 1.73cm also wundervolle 75.5kg und hatte einen Taillenumfang von ca. 74cm. Die pure Katastrophe für mich, immerhin lag mein „Wohlfühlgewicht“ bei 68kg. (Wohlgefühlt hatte ich mich damit auch nicht, also trifft es „mein gewohntes Gewicht“ vermutlich besser).

Also begann ich mit kleinen Veränderungen. Ich ersetzte die Butter auf meinem morgendlichen Käsebrot durch Tomatenmark, aß mittags mit Schinken belegte Brötchen statt der Kantinenkost und nach der Arbeit dann die Überreste vom Mittagessen zuhause. Nicht zu vergessen natürlich, dass ich auch meinen Süßigkeitenkonsum etwas einschränkte. Das waren keine großen Veränderungen, aber ich sparte offenbar viele überflüssige Kalorien ein. So verlor ich im Januar 1.5kg.

Meine Gewichtsschwankungen im Januar zeichnete ich mittels einer App auf. Ich habe gerade nochmal reingeschaut und gesehen, dass ich von Februar keinen einzigen Eintrag habe. Daraus schließe ich, dass ich mir im Februar tatsächlich wieder etwas weniger Gedanken um mein Gewicht gemacht und mich nicht mehr täglich gewogen habe. Trotzdem habe ich in dieser Zeit nicht zugenommen, sondern sogar noch etwas an Gewicht verloren, wie der folgende Screenshot zeigt:




Hier sieht man übrigens auch sehr schön, wie sehr das tägliche Gewicht schwanken kann, aufgrund von Wasser und Mageninhalt :)
Die 77cm Taillenumfang von Anfang Januar können glaube ich nicht so ganz stimmen ...

Wie ihr seht, habe ich im Februar sogar noch 700g abgenommen.

Wie ich im letzten Eintrag erwähnt habe, gab letztendlich eine Freundin von mir den entscheidenden Anstoß, etwas an meinem Gewicht zu ändern. Wir hatten schon öfter übers Abnehmen gesprochen und irgendwann schickte sie mir den Link zu ihrem Online- Ernährungstagebuch. Dort hatte sie schon über längere Zeit dokumentiert, was sie täglich gegessen hatte und das ganze mit motivierenden Erlebnissen aus ihrem Alltag unterlegt. Das hat mich wahnsinnig inspiriert und angespornt und bis heute schaue ich gerne noch auf die Seite, obwohl sie schon länger aufgehört hat, sie zu aktualisieren.

Das war Anfang März, also auch schon eine Weile her. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, ob ich mir damals nähere Gedanken darüber gemacht habe, wie ich abnehmen will. Grobe Ideen hatte ich natürlich. Ihr wisst schon, das übliche: Mehr Gemüse, mehr Obst, mehr Wasser, Vollkorn- statt Weißmehlprodukte, und so weiter. Auf die Idee, Kalorien zu zählen, kam ich zu dem Zeitpunkt nicht. Ich wollte einfach nur gesünder essen und mehr auf meinen Körper hören.

Ich habe mir damals wie gesagt gar nicht sonderlich viel überlegt, sondern einfach gemacht. Zu dieser Zeit war ich auch sehr viel auf Tumblr unterwegs. Dort gibt es einige richtige Gemeinschaft von Abnehmwilligen, die sich gegenseitig unterstützen und motivieren. Ich fand das damals sehr hilfreich. Wenn euch dieses Thema interessiert, kann ich euch gerne mal ein paar meiner bevorzugten Fitspo-Blogger vorstellen, bzw. verlinken.

Aber zurück zu meiner Ernährung. Ich habe dann also im März angefangen, mehr darauf zu achten, was ich esse. Außerdem wollte ich mein Geld nicht länger in Fertiggerichte oder belegte Brötchen investieren, sondern mir selber abends etwas für die Arbeit vorkochen.

Mein Fokus lag vorallem auf Gerichten, die ich schnell vorbereiten und kochen konnte. Sättigend sollten sie natürlich auch sein, immerhin war ich täglich 8h auf den Beinen.
Mein typischer Tag bestand deswegen meist aus Haferflocken mit Obst zum Frühstück und Nudeln/Reis mit Geflügel zum Mittagessen.
Hin und wieder gab es auch Grießbrei mit Obst, ebenfalls schnell zubereitet, lecker und sättigend. Ihr seht also, mir ging es vorallem darum, mit meinen Mahlzeiten gut durch den Tag zu kommen. Gemüse spielte damals, außer in meiner geliebten Brokkolisoße, nicht die größte Rolle. Dafür griff ich umso lieber zu Obst, vorallem zu grünen Äpfeln ;)

Süßigkeiten strich ich, bzw. schränkte sie stark ein. Damals gönnte ich mir - glaube ich - jeden Tag eine Kleinigkeit (z.B. ein Glas Kaba), um motiviert zu bleiben. Ich wollte mir nichts verbieten. Alles sollte, in Maßen, erlaubt sein. Abgesehen vom Alkohol, denn Alkohol hat nicht nur jede Menge leere Kalorien, sondern führt – zumindest bei mir – auch zu (nächtlichen) Heißhungerattacken. Und da Alkohol mit Döner nun mal keine gute Kombination darstellt, lernte ich, darauf zu verzichten.

Übrigens habe ich die Sache mit dem Alkohlverzicht bis heute beibehalten. Manchmal trinke ich zu speziellen Anlässen, aber das sind wirklich Ausnahmen (z.B. mein Geburtstag oder meine Abschiedsfeier). Man kann an einer Hand abzählen, wie oft ich dieses Jahr getrunken habe. Ein Vorteil von meiner Abstinenz ist übrigens, dass ich, wenn ich dann mal trinke, umso weniger brauche, um betrunken zu werden. Spart Geld :D

Ähm ja, weiter im Text.

Passend zu meiner Ernährungsumstellung begann ich mit dem Joggen. Bereits im September hatte ich mir eine iPhone-App runtergeladen ("GetRunning". Werde irgendwann noch etwas dazu schreiben), sie aber nie benutzt (...). Allein die Tatsache, dass sie auf meinem iPhone existierte, gab mir ein gutes Gefühl ;D
Ich kann dank dieser App genau sagen, wann ich mit dem Laufen angefangen habe: Am 09. März :) Damals noch als blutiger Anfänger. Und hier auch noch ein Beweis ;)

Ich war motiviert wie nie zuvor; jeden 2. Tag war ich draußen, um zu laufen und habe anschließend noch Übungen und Workout-DVDs gemacht. Trotzdem nahm ich im März nicht unbedingt viel an Gewicht ab. Knappe 400g, wenn man nach dem Screenshot von oben geht. Natürlich gab es auch immer mal wieder Tage, an denen ich mich maßlos überfressen habe. Meist dann, wenn ich bei der Arbeit gestresst war und die Schokokekse in Reichweite standen. Gemein waren natürlich auch Abschiede oder Geburtstage von Kollegen, denn dann gab es meistens Frühstück und jede Menge Kuchen. Nach jedem Fressgelage habe ich mich tagelang schlecht gefühlt und hatte unglaubliche Angst vor meinem nächsten Gang zur Waage. Geschadet haben mir die Fresstage aber irgendwie nie, ich habe immer weiter gut abgenommen, wie ihr später noch sehen werdet.

Heute liest man ja sogar oft von sogenannten Refeed-Tagen, die den Stoffwechsel ankurbeln sollen. Ob das stimmt, sei mal dahingestellt.
Inzwischen bin ich auch der Meinung, dass solche "Fresstage" ab und zu einfach normal und menschlich sind und dass es schon ziemlich dumm von mir war, dass ich mich damals immer noch Tage danach fertig gemacht habe.

Irgendwann Anfang April stieß ich auf eine Tumblr-Seite, auf der ein Mädchen von ihren tollen Vorher-Nachher-Erfolgen erzählte, unterlegt mit vielen Bildern von sich vor und nach der Abnahme. Sie erzählte, dass sie das alles mit Kalorien zählen, gesunder Ernährung und viiiel Sport geschafft hatte und so beschloss ich ebenfalls damit anzufagen, meine Kalorienzufuhr etwas zu kontrollieren und mein Sportpensum zu erhöhen.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Kalorien ich damals genau zu mir genommen habe. Da mein Gesamtumsatz aufgrund der vielen Bewegung im Alltag und dem Sport relativ hoch war, aß ich glaube ich anfangs um die 1800 Kalorien. Meistens schaffte ich es auch, 6 Tage lang wirklich gut zu essen. Wenn ich dann hin und wieder Ausrutscher hatte, machten sich diese nicht auf der Waage bemerkbar.

Übrigens, eins könnt ihr mir glauben: Diese Ausrutscher gab es meist sogar einmal die Woche.
Ansonsten ernährte ich mich aber wirklich gut. Ich strich Weißmehlprodukte von meinem Speiseplan und aß mich an Vollkornnudeln/Reis mit Gemüse und Geflügel satt. Gekrönt habe ich dies dann meist mit einem leckeren Nachtisch, bestehend aus Obst, Joghurt und gehackten Nüssen. So verlor ich 1.3kg im April.


So gut es im April auch mit der Gewichtsabnahme lief, so schlecht lief es im Privaten. Meinem Freund passte es nicht, dass Sport und Ernährung einen so wichtigen Stellenwert in meinem Leben eingenommen hatten. Er fühlte sich vernachlässigt. Ganz unrecht hatte er mit seiner Meinung nicht. Tatsächlich verbrachte ich meine Abende lieber in Laufschuhen im Wald als mit ihm (und einer Pizza) auf dem Sofa vor der Glotze.
Dazu kam, dass ich ja auch keinen Alkohol mehr trank. Trinken, in verrauchten Kneipen hängen, nachts um 11 Pizza essen und das Wochenende nur im Bett liegen, das passte eben nicht mehr in mein aktives Leben. Nennt mich ruhig spießig ...
Jedenfalls regte ihn das unheimlich auf.

Ein weiteres Problem war, dass ich entscheiden musste, wie ich nach meinem FSJ weitermachen wollte. Ich hatte bereits eine Zusage für eine Ausbilungsstelle, wollte aber eigentlich wegziehen. Das war übrigens nicht irgendeine fixe Idee oder Träumerei von mir, sondern stand für mich schon seit Jahren fest.
Ich wusste aber auch, dass ich dadurch jede Menge Leute enttäuschen würde. Eben alle, die der Meinung waren, dass ich die Ausbildung beginnen sollte. "Versuch es doch wenigstens.", sagte mein Freund immer, der natürlich absolut dagegen war, dass ich wegziehen wollte.
Ich wusste aber, dass es mich nicht glücklich machen würde. Anstatt dies aber so zu akzeptieren und zu sagen "Du wanderst aus. Basta." machte ich mich wochenlang fertig, ob ich das nicht vielleicht doch iiirgendwann bereuen würde.
Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter. Nach und nach brach ich den Kontakt zu meinen Freunden ab. Am Wochenende ging ich nicht mehr weg. Streitereien mit meinem Freund wurden zum Alltag. Von Tag zu Tag wurde ich antriebsloser und müder.
Teilweise kam ich Freitag nach der Arbeit heim und legte mich schlafen. Wachte auf, aß zu abend, legte mich schlafen. Wachte auf, frühstückte, legte mich schlafen. Wachte auf, aß zu abend, legte mich schlafen. Alltägliche Dinge überforderten mich, Kleinigkeiten brachten mich zum heulen.
Im Alltag funktionierte ich. Morgens stand ich auf, fuhr zur Arbeit, erledigte meine Aufgaben, ging nach Hause.
Natürlich fiel meinen Kollegen auf, dass ich keine Witze mehr machte und dass ich total reizbar geworden war. Aber auch das war mir egal.
So dumm das jetzt klingen mag, mir war eigentlich so ziemlich alles egal. Nur zum Laufen konnte ich mich noch motivieren. Jeden Abend lief ich los und nach ein paar Minuten fing ich an zu heulen.
Ich kann nicht mal genau sagen, warum. Wahrscheinlich war ich enttäuscht von mir. Immerhin merkte ich ja selber, was aus mir geworden war. Aber ich fühlte mich nicht in der Lage, etwas daran zu ändern.

Zu meiner gedrückten Stimmung kamen körperliche Probleme. Mir fielen die Haare aus, meine Augenringe wurden dunkler, ich war ständig blass und mein Blutdruck war eigentlich immer im Keller. Wenn ich von einem Stuhl aufstand, musste ich mich abstützen, weil ich Angst hatte, ohnmächtig zu werden.
Schließlich brachten meine Arbeitskollegen mich dazu, einen Arzttermin auszumachen.
Das hätte ich vermutlich schon viel früher machen sollen; Es stelle sich nämlich heraus, dass meine Schilddrüse nicht richtig funktionierte. Zumindest theoretisch hatte ich also eine Ursache für meine Antriebslosigkeit und diese depressiven Gefühlslagen gefunden.

Ich bekam Tabletten verschrieben und traf letztendlich die Entscheidung, dass ich die Ausbildungsstelle absagen würde. Ich trennte mich von meinem Freund, nahm wieder Kontakt zu meinen Freundinnen auf und ging am Wochenende wieder weg. Langsam aber sicher kehrte meine Energie und meine gute Laune zurück.

Im Mai bekam ich dann eine Zusage für England und ich setzte mir ein neues Ziel. Im September sollte es losgehen und bis dahin wollte ich in Topform sein. Anfang Mai wog ich 71.3kg und bis September wollte ich mindestens 65kg wiegen.
Ich erhöhte mein Sportpensum, ging teilweise 6 mal die Woche laufen. Irgendwann machten meine Beine das aber nicht mehr mit und ich schraubte meine Laufeinheiten auf 4 mal die Woche runter.
Dafür lief ich dann länger. Angefangen hatte ich mit 30 Minuten, aber nach und nach arbeitete ich mich auf 45 Minuten am Stück hoch. Ernährungstechnisch lief es richtig gut, sodass ich Anfang Juni knappe 3kg runter hatte.

Dadurch, dass meine Schilddrüse endlich richtig funktionierte, lief mein Stoffwechsel auf Hochtouren. Ich fühlte mich so gut wie nie zuvor. Von allen Seiten bekam ich Komplimente. Freunde fragten mich, wie ich es geschafft hatte, abzunehmen und baten mich um Ratschläge. Im Juli brachte ich dann schließlich 64kg auf die Waage. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel/wenig gewogen habe, vermutlich mit 11 :D Spaß beiseite, aber ich habe mich wirklich unglaublich gefreut.

Klassenkameraden, die mich seit dem Abi nicht mehr gesehen hatten, erkannten mich nicht wieder. Typen, bei denen ich mir früher nie eine Chance ausgerechnet hätte, sagten mir ganz offen ins Gesicht, wie attraktiv ich geworden sei.

Das klingt jetzt vielleicht etwas oberflächlich und eingebildet, aber so war es nun mal. Vielleicht war es auch gar nicht mal unbedingt die Tatsache, dass ich so viel abgenommen hatte, sondern vielmehr, dass ich Zufriedenheit ausstrahlte. Ich hatte 11kg abgenommen, natürlich fühlte ich mich wohl und zeigte das auch. Zum ersten Mal in meinem Leben trug ich in der Öffentlichkeit kurze Hosen und Röcke, Shoppen machte endlich wieder Spaß.

Für August nahm ich mir dann vor, einen tollen Endspurt hinzulegen. Ironischerweise wurde der August dann, was Essen angeht, ziemlich beschissen. Es gab viele Feiern und Anlässe, an denen es massig gutes Essen gab und ich bin nun mal kein Mensch, der da einfach "Nein, danke" sagen kann. Komischerweise nahm ich nicht zu, auch wenn es einige Tage gab, an denen ich vermutlich genug Kalorien für 3 gegessen habe ...
Das lässt mich ebenfalls darauf schließen, dass mein Stoffwechsel ziemlich gut in Schuss war.
Mein Laufpensum hatte ich übrigens auf 3 mal 60 Minuten die Woche erhöht. An "lauffreien" Tagen absolvierte ich ein selbst zusammengestelltes Training.

So arbeitete ich mich also - trotz Essgelagen - motiviert durch den August ... Und was dann passierte? Nun, das ist eine andere Geschichte ;)

Diesen Eintrag habe ich jetzt übrigens zum 2. mal schreiben müssen, weil Blogger meinen ersten Entwurf gelöscht hat. Deswegen weist er an manchen Stellen vermutlich Schwachpunkte auf, aber so wie ich mich kenne, werd ich ihn eh noch 35446576 mal verbessern ;)

Ich hoffe, es war einigermaßen interessant für euch. Auch diesmal gab es wieder ziemlich viel Gejammer und Selbstmitleid ...
Im nächsten Eintrag wird es übrigens auch nicht viel fröhlicher, weil es um meinen ersten Monat im Ausland gehen wird. Wenn ihr mir bei Twitter folgt, habt ihr vermutlich schon was von meiner mistigen Gesamtsituation mitgekriegt ... Aber wie gesagt, darauf werde ich dann das nächste Mal näher eingehen.

Und keine Sorge, ich habe nicht vor, diesen Blog dauerhaft als Gefühlsmüllkippe zu missbrauchen. Aber ich will nun mal ehrlich sein, wenn ich euch schon meine Geschichte aufschreibe. Und wie sagt man so blöd: Don't like? Don't read :D

Mich würde übrigens interessieren, ob ihr so antriebslose Phasen auch kennt. Habt ihr sowas selber mal erlebt oder habt ihr Freunde, denen es ähnlich geht oder ging? Ich hatte Glück, dass meine Freunde mir damals keine Vorwürfe für mein abweisendes Verhalten gemacht haben. Sowas ist nicht immer selbstverständlich ...
Und ich rate euch, wenn euch irgendwas von hier bekannt vorkommt, geht zum Arzt! Ich habe damals einen Eisenmangel vermutet und letztendlich stellte sich heraus, dass meine beschissene Schilddrüse nicht richtig arbeitet, hallo!? Unterschätzt Anzeichen wie Antriebslosigkeit und depressive Verstimmungen nicht. (Depressive Verstimmungen klingt so übertrieben ernst, aber mir fällt keine andere Bezeichnung ein ...)

Mit diesen klugen Ratschlägen beende ich diesen Eintrag. Ich wünsche euch einen schönen Tag :)!

29 September 2011

Was bisher geschah ...

Ich möchte jetzt gar nicht großartig davon reden, dass das hier mein erster Eintrag auf meinem Blog ist und blahblah ... ;)
Vielmehr möchte ich am liebsten gleich mal loswerden, was ich schon seit Tagen schwarz auf weiß vor mir haben will.

Dennoch erst einmal ganz kurz zu meiner Person. Ich bin weiblich, 20 Jahre alt, 173cm groß und habe zu meinen schwersten Zeiten 75.5kg auf die Waage gebracht. Das war Mitte Januar 2011. Anfang September waren es sagenhafte 62.9kg ...

Aber drehen wir die Zeit mal um 9 Jahre zurück ...

Ich wurde seit der späten Unterstufe als "dick/fett/mollig/moppelig/etc." bezeichnet, und wenn man so etwas lange und oft genug gehört hat, glaubt man irgendwann selber daran. Damals war ich natürlich weder dick noch sonst etwas; ich war vielleicht etwas kräftiger als die anderen Mädchen, aber ich kam ja auch schon als das "schwerste Baby des Krankenhauses" auf die Welt, wie meine Mutter mir heute noch oft stolz erzählt :)

Leider ist ja gerade diese Zeit der Pubertät, in der vor allem Jungs ziemlich gehässig sein können, ziemlich prägend, und so kam es, dass ich mit einem recht negativen Körperbild von mir aufgewachsen bin. Dennoch habe ich damals nie größere Gedanken an eine Gewichtsabnahme verschwendet.
Ich habe zwar immer mehr gewogen als meine Freundinnen, aber ich war auch immer um einiges größer (und hatte Brüste, um die man mich beneidet hat ;D).
Damals war ich mir also durchaus darüber bewusst, dass ich schwerer und kräftiger bin, aber gestört hätte mich das vermutlich nicht - wenn da nicht die "beste Freundin" gewesen wäre.

Diese "beste Freundin", nennen wir sie X, hatte eigentlich nur ein Hobby:
Sich an die Jungs ranzumachen, die ich mochte. In 99% der Fälle war sie dabei auch noch erfolgreich. Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, war sie um einiges schlanker als ich. Was ist dann wohl eine logische Schlussfolgerung, wenn man sich eh schon mit Selbstzweifeln herumschlägt?
"Oh, er bevorzugt sie, weil sie schlanker ist/hübscher ist/sich teurere Klamotten leisten kann."
Klasse, tolle Voraussetzungen also, um sich das letzte bisschen Selbstbewusstsein auch noch kaputt zu machen.
X hatte natürlich bei Streitereien auch keine besseren Argumente als: "Die mögen mich halt lieber, weil ich besser aussehe und cooler bin."
Ihr seht schon, eine tolle und liebenswerte Person ...
Das hat übrigens angefangen, als ich ungefähr 13 war. Ihr Verhalten hat sich aber ungefähr bis zu unserem 17. Lebensjahr nicht geändert (und da dann auch nur, weil sie plötzlich eine ernstere Beziehung hatte ...).

Mit 16 hatte ich dann meinen ersten richtigen Freund. Damals habe ich mich sogar getraut, nackt vor ihm in einem Zimmer herumzulaufen, was ich heute mit 20 nicht mehr mache …
Ich war, trotz meiner Erfahrungen mit X, ein ziemlicher Sonnenschein und hab mit permanent guter Laune und einer großen Klappe darüber hinweggetäuscht, dass ich eigentlich so ziemlich gar kein Selbstwertgefühl habe.
Mein damaliger Freund jedoch hat mich, auch wenn das jetzt vielleicht übertrieben klingt, so geliebt und akzeptiert wie ich bin, und hat mir das Gefühl gegeben, dass ich perfekt bin. Genau das, was mir zuvor also gefehlt hatte und was ich auch echt gut gebrauchen konnte.
Diese Beziehung hielt ein paar Monate, endete dann jedoch von meiner Seite.
Danach kamen einige Männer, die ich toll fand und die mich umgekehrt nicht so toll fanden. Wann immer ich also zurückgewiesen wurde, sagte ich mir "Das liegt an deinem Gewicht."
Eigentlich ein ziemlich bescheuerter Gedanke, aber ich glaube, viele andere Mädels denken da ähnlich ...

Irgendwie war ich dennoch nie wirklich Single, irgendein Trostpflaster (ja, ich sollte mich vermutlich schämen), fand sich immer. Diese Trostpflaster haben nur leider nie dazu beigetragen, mein Selbstwertgefühl zu heben ...
Mit 17 hatte ich dann meinen nächsten, richtigen Freund, den ich auch wirklich ganz große klasse fand und der mir, wie schon mein erster Freund, das Gefühl gab, zumindest für ihn perfekt zu sein. Zu dieser Zeit ging ich etwa 3 mal die Woche ins Fitnessstudio und war sogar in der Lage, eine Jeansgröße 31 zu tragen (... mit Müh und Not.)
An meiner Ernährung, die während meiner Zeit im Gymnasium immer ziemlich scheiße war, habe ich damals nichts geändert. Auch sonst interessierte ich mich, abgesehen von meinen 30-Minütigen Zirkelsessions, so gut wie nicht für Sport und der jährliche Cooper-Test war zum damaligen Zeitpunkt vermutlich der Höhepunkt meiner sportlichen Karriere.
Alles hätte dennoch prima so weiterlaufen können, wenn mich dieser Freund nicht betrogen hätte. Und dürft ihr drei Mal raten:
Genau. Es war ein hübsches, durchtrainiertes Mädchen mit Modelmaßen. Bravo mein Lieber - der saß!

Langsam aber sicher steigerte ich mich immer mehr in den Gedanken hinein, dass man, wenn man nicht dünn ist, vermutlich keine Aussichten auf eine dauerhafte Beziehung mit einem tollen Kerl hat.

Das führte dazu, dass ich mich immer nur noch minderwertiger fühlte, obwohl ich wirklich total normalgewichtig war; So schlimm konnte es dann aber auch nicht gewesen sein, denn sonst hätte ich wohl damals mehr unternommen, um abzunehmen. Aber mir reichten meine 3 Tage Fitnessstudio wohl aus, um mein Gewissen zu beruhigen. Wer soooo viel Sport macht, kann ja auch essen, was er möchte … (Achtung, Ironie!)

Nach drei Monaten war diese Mitgliedschaft dann zu Ende und das Thema Fitness erstmal abgehakt.
Darauf folgte eine der besten Zeiten meines Lebens. Jung, single, ständig auf Achse.
(Ich klinge wie die Miss gerade, aber es war so ;) ...) Mein Gewicht spielte damals keine so große Rolle mehr, irgendwie gelang es mir, es trotz viel Feierei und nächtlichem Essen zu halten.

Im November 2009 begann ich dann meine nächste feste Beziehung. Ich war da wohl eine typische Klischeefrau und gewöhnte mir die ungesunden Essgewohnheiten meines Freundes an, der im Gegensatz zu mir mit einem göttlichen Stoffwechsel gesegnet war. So verbrachte ich meine Abende also mit Nachos und McDonalds vor dem Fernseher ... Und wenn ich sie nicht vor dem Fernseher verbrachte, dann betrank ich mich mit meinen Freunden und unternahm nächtliche Ausflüge zu Fast-Food-Schuppen ...

Ende des Jahres bekam ich von meiner Mutter zu Weihnachten einen 3-Monate-Gutschein für ein Luxusstudio und schaffte es, 3 mal die Woche hinzugehen. Mein Trainer riet mir auch, etwas an meiner Ernährung zu drehen (zu viele Kohlenhydrate, dazu weiter unten mehr ...), was ich jedoch nicht beherzigte. Trotz meiner beschissenen Ernährung wog ich zum damaligen Zeitpunkt 68kg.

Ich fühlte mich wohl; war zwar nicht merklich schlanker, aber dennoch deutlich fitter und straffer. Ich aß, was ich wollte, ohne mir größere Gedanken darum zu machen. Natürlich schaufelte ich mir nicht tütenweise Chips oder Schokolade rein, aber ich hatte schon so 5 Mahlzeiten am Tag und abends beim Fernseher gucken meine Naschereien. Übrigens ernährte ich mich in der Schule am liebsten von Käsebroten/Käseseelen/Käsewecken mit viel Butter und viel Käse ;) Dazu gern Kaba ... Und mittags nach der Schule gab es noch gute Kost von Mama. Abends natürlich das geliebte Vesperbrot. Nicht zu vergessen die Wochenenden mit viel Alkohol, Döner, Chips und Anti-Katerfutter ... Absolut beschissen also, dennoch wog ich nie mehr als 70kg, meist sogar immer noch 68kg. Und ehrlich, auch wenn das bescheuert klingt: Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nie Männermangel, denn ich fühlte mich einigermaßen wohl und strahlte das vermutlich auch aus. Hätte mich kein Typ mit dem Arsch angeschaut, hätte ich meinen Lebensstil wahrscheinlich auch früher überdacht.

Dann kam das Abitur, und mit dem Abitur endete meine Mitgliedschaft im Studio und die Lernerei begann.
Mit der Lernerei endete jedoch auch ein großer Teil meiner sozialen „Tätigkeiten“ und so kam es, dass ich meine Tage nicht mehr auf der Piste, sondern auf meinem Bürostuhl verbrachte. Als Ausgleich zum Lernen fing die Snackerei an. Ich hatte, auf Anraten meines ehemaligen Trainers, jegliche Zwischenmahlzeiten eingestellt. Ich war nie ein großer Fan von Süßigkeiten gewesen, meistens reichten mir 1-2 Rippchen Schokolade. So aß ich auch damals kaum Süßes, dafür aber umso mehr Käsebrote. Und das machte sich natürlich bemerkbar, immerhin waren die ja zusätzlich zu meinen normalen Mahlzeiten ... Langeweile- und Lernessen also, absolut tödlich.

Meine Beziehung endete ein paar Monate nach dem Abitur, wieder von meiner Seite. Damals war mir das aber ziemlich egal.
Hey, ich war 19, fühlte mich zum ersten Mal seit der Pubertät riiichtig gut, und verbrachte meine Wochenenden wieder betrunken und in bester Gesellschaft in unseren Stammkneipen - und Discos.

Im Sommer 2010 wurde ich in unserer Zeitung auf ein Fitnessstudio für Frauen aufmerksam, das einen Probemonat Studio anbot und meldete mich dort an.
Da ich nach dem Abi nicht mehr arbeiten ging, hatte ich viel Zeit und fuhr jeden Tag fleißig in mein Studio. Gewichtsmäßig tat sich nicht viel, ich hielt einfach meine 68kg. Heute frag ich mich, was mich damals so motiviert hat? Immerhin musste ich jeden Tag 20 Minuten mit dem Auto in die Stadt fahren, nur um dann - wenn es ein „Cardiotag“ war - 30 Minuten auf Crosstrainer zu verbringen ...
Wie auch immer, an meiner Wochenendroutine änderte sich nicht viel. Essen, trinken, feiern, tanzen. Alles toll, alles spitze. Vermutlich hätte ich von dem vielen Training sogar abgenommen, wenn ich meinen restlichen Lebensstil angepasst hätte …

Dann endete der Probemonat und ich nahm mir vor, weiter sportlich zu sein. Im September sollte mein FSJ beginnen und dafür wollte ich abnehmen. Dann jedoch kam eine Reihe von Parties, bei denen es VIEL gratis Essen gab (Leberkäse, Pizzaschnecken, Kuchen, ...) und VIEL gratis Alkohol. Die guten Vorsätze mussten also erstmal warten.
In einer Woche nahm ich sage und schreibe 4kg zu und wog plötzlich 72kg. Okay, also JETZT war ernsthaft abnehmen angesagt. Zumindest theoretisch.

Mein Motto damals:
"Morgen fängst du an, also kannst du heut nochmal richtig essen."
Wenn ich das so schreibe und darüber nachdenke, wie bescheuert ich war, schäme ich mich. Ich habe dann jeden Tag gegessen als wäre es mein Letzter, denn ich hatte ja den Vorsatz, dass es am nächsten anders sein würde. Wurde es nur nie.
Dann, ein paar Wochen vor dem Beginn meines FSJs, schaffte ich es tatsächlich, meine Ernährung etwas umzustellen und mich zu regelmäßigen Läufen im Wald zu motivieren. Das ganze hielt eine Woche an, in der ich 2kg abnahm.

„70kg sind passabel, bist ja ein großes Mädchen“, dachte ich mir. Zurück zu den alten Gewohnheiten, Gewicht blieb gleich, Sport fiel weg.
Zu diesem Zeitpunkt ernährte ich mich ganz okay, ungefähr so, wie meine Trainer es mir immer geraten hatten: Morgens Haferflocken mit Obst, mittags Mischkost, abends Eiweiß. Damit fuhr ich gut und so machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber, ob ich sonst noch etwas ändern sollte.

Dann fing mein FSJ an und das war vermutlich der Anfang vom Ende. Ich frühstückte morgens daheim und dann 2h später noch einmal, wenn wir die erste Pause hatten. Vorzugsweise Butterbrötchen mit Schinken/Käse oder Laugenstangen. Dann mittags die Vollkost aus der Kantine und dann nach der Frühschicht Mamas Kost. Und Abends Vesperbrot. Ganz. toll.
Dazu Unmengen von Schokoladenkeksen, die auf Arbeit immer im Cafézimmer standen. Früher war mir Süßes wirklich egal gewesen, aber da meine Arbeit durchaus seelisch belastend war, wurde die Schokolade irgendwie zur Nervennahrung. Tja, die einen rauchten, ich aß (und trank Kaba ...).
Außerdem redete ich mir ein, dass ich es mir ja leisten könnte, so viel zu essen. Immerhin war ich 8h täglich auf den Beinen.

Nach 2 Monaten zeigte die Waage alarmierende 74kg an. Irgendwie schaffte ich es aber, darüber hinwegzusehen und lebte munter weiter, mit meinen 5 Mahlzeiten, den Eskapaden am Wochenende und Schokokeksen. Ich fühlte mich zwar mies wegen meinem Gewicht, war aber auch nicht gewillt, etwas dagegen zu unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich auch übrigens wieder in einer Beziehung. In Beziehungen verkomme ich irgendwie immer zu einer seehr bequemen und verfressenen Person. Kennt ihr das?

Wie auch immer, das Jahr 2010 ging zuende und ich startete mit stolzen 7kg mehr in den Januar. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich etwas halbherzig, dass sich etwas ändern muss, und so reduzierte ich 5 Mahlzeiten auf 3, aß nicht mehr ganz so viele Kekse und bestellte mir nur noch die Leichte Vollkost bei der Arbeit.
Im Januar begann dann auch wieder der Kontakt zu einer alten Internetbekanntschaft von mir. Sie hatte schon vor längerem beschlossen, abzunehmen und war dabei auch ziemlich erfolgreich gewesen. So kam es, dass wir uns in stundenlangen ICQ-Sessions darüber austauschten und ich beschloss, etwas an meiner Ernährung und meiner Einstellung zum Sport („Sport ist Mord“ , vermutlich …? ) zu ändern …

An dieser Stelle beende ich diesen ersten Eintrag. Hat den überhaupt irgendwer ganz durchgelesen ;)? Vermutlich nicht ... aber mir ist gerade aufgefallen, dass es wirklich mal gut tut, alles aufzuschreiben. Deswegen werde ich, sobald ich wieder etwas mehr Zeit habe, meinen nächsten Eintrag schreiben. Da wird es dann wohl um meine Gewichtsabnahme im letzten halben Jahr gehen und vor allem um die Hochs- und Tiefs, die damit verbunden waren.
Und im dritten Eintrag? Vielleicht ja darum, wie ich es schaffte, meine Mühen innerhalb von 3 Wochen zunichte zu machen ... Das Drama dürften meine Twitterfollower ja kennen ;)
Der vierte widmet sich dann wohl meinen Gegenmaßnahmen ... :D

Übrigens würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir einen Kommentar dalasst, ob euch diese ganze Hintergrundgeschichte überhaupt interessiert oder ob ich mir die Mühe hätte sparen können ;)

Und natürlich würde ich gern wissen, ob ihr euch selber auch so mit eurem Gewicht beschäftigt und/oder ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt wie ich?

Zum Abschluss wünsche ich euch einen schönen Tag - und entschuldigt bitte meinen Schreibstil und die Fehler in der Zeichensetzung ;) Das liegt mir einfach nicht ...

Kritik ist natürlich gern gesehen :)